Bundeslied
Johann Wolfgang von Goethe, „Bundeslied“, 1776
In allen guten Stunden,
Erhöht von Lieb und Wein
Soll dieses Lied verbunden
Von uns gesungen sein!
Uns hält der Gott zusammen,
Der unshierher gebracht.
Erneuert unsre Flammen,
Er hat sie angefacht.
Wer lebt in unseren Kreise,
Und lebt nicht selig sein?
Genießt die freie Weise
Und treuen Brudersinn!
So bleibt durch alle Zeiten
Herz Herzen zugekehrt;
Von keinen Kleinigkeiten
Wird unser Bund gestört.
Uns hat ein Gott gesegnet
Mit freiem Lebensblick,
Und alles, was begegnet,
Erneuert unser Glück.
Durch Grillen nicht gedränget,
Verknickt sich keine Lust;
Durch Zieren nicht geenget,
Schlägt freier unsre Brust.
Durch die kenntnisreiche Sorgfalt eines längst bewährten Freundes, Hofrat Rochlitz, kam ein bedachtsam geprüfter Streicherischer Flügel von Leipzig an; glücklicherweise: Denn bald darauf brachte uns Zelter einen höchste Verwunderung erregenden Zögling, Felix Mendelssohn, dessen unglaubliches Talent wir ohne eine solche vermittelnde Mechanik niemals hätten gewahr werden können. Und so kam denn auch ein großes bedeutendes Konzert zustande, wobei unser nicht genug zu preisender Kapellmeister Hummel sich gleichfalls hören ließ, der sodann auch von Zeit zu Zeit durch die merkwürdigsten Ausübungen den Besitz des vorzüglichen Instrumentes ins Unschätzbare zu erheben verstand.
Johann Wolfgang von Goethe, „Tag- und Jahres-Hefte“, 1821
Nicht alles Wünschenswerte ist erreichbar,
Johann Wolfgang von Goethe
nicht alles Erkennenswerte erkennbar.
Man lässt alles in der Welt gehen, bis es schädlich wird; dann zürnt man und schlägt drein.
Johann Wolfgang von Goethe
Wo es so viel Unzureichendes gibt wie in dieser Welt, wird nichts ohne Opfer erreicht; man hat nur die Wahl zwischen großen und kleinen.
Johann Wolfgang von Goethe
Keiner sei gleich dem andern;
Johann Wolfgang von Goethe
doch gleich sei jeder dem Höchsten.
Wie das zu machen?
Es sei jeder vollendet in sich.
Die Welt ist nicht aus brei und Mus geschaffen,
Johann Wolfgang von Goethe
Deswegen haltet euch nicht wie Schlaraffen;
Harte Bissen gibt es zu kauen:
Wir müssen erwürgen oder sie verdauen.
Verständige Leute kannst du irren sehen,
Johann Wolfgang von Goethe
In Sachen nämlich, die sie nicht verstehn.
Nur der Mangel erhebt über dich selbst dich hinweg.
Johann Wolfgang von Goethe
Ein Kranz ist gar viel leichter binden,
Johann Wolfgang von Goethe
Als ihm ein würdig Haupt zu finden.