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Gedichte

Eins und Alles

Im Grenzenlosen sich zu finden,
Wird gern der Einzelne verschwinden,
Da löst sich aller Überdruss;
Statt heißem Wünschen, wildem Wollen,
Statt lästgem Fordern, strengem Sollen,
Sich aufzugeben ist Genuss.

Weltseele, komm, uns zu durchdringen!
Dann mit dem Weltgeist selbst zu ringen
Wird unser Kräfte Hochberuf.
Teilnehmend führen gute Geister,
Gelinde leistend, höchste Meister,
Zu dem, der alles schaft und schuf.

Und umzuschaffen das Geschaffne,
Damit sich´s nicht zum Starren waffne,
Wirkt ewiges lebendiges Tun.
Und was nicht war, nun will es werden,

Zu reinen Sonnen, farbigen Erden,
In kleinem Falle darf es ruhn.

Es soll sich regen, schaffend handeln,
Erst sich gestalten, dann verwandeln;
Nur scheinbar steht´s Momente still.

Das Ewige regt sich fort in allen,
Denn alles muss in Nichts zerfallen,
Wenn es im Sein beharren will.

Johann Wolfgang von Goethe